PIEP!

Kein „echter“ Landfunk und doch ein Meilenstein !

Die Mobiltelefonie mit ihren hohen Kosten schloss weite Bereiche der Bevölkerung aus. Trotzdem bestand bei vielen Berufen der Bedarf, diese kurzfristig zu erreichen (Kurierfahrer, Handelsreisende, etc.). Eine Möglichkeit bestand darin, die hohen Gerätekosten durch ein einfacheres Nur-Ruf-System zu umgehen.

In der Schweiz hatte man mit dem „Hasler Autoruf“, in den USA mit dem „Air Call System“ gute Erfahrungen gemacht. In Deutschland gab es seit 1955 in Düsseldorf (10) einen „einseitigen Funkrufdienst“ auf der UKW-Radio-Frequenz 87,35 Mhz (11), (12).

Auf der CEPT-Konferenz 1967 in Rom wurden die grundsätzlichen Details für einen Funkruf in Europa in der Empfehlung T/R4 festgelegt. In der verfeinerten Empfehlung T/R6 wurde auch die Funkbereiche für die 22 Mitgliedsstaaten festgelegt (15). Die große europäische Lösung wurde aber nie umgesetzt (Karte von 1970). 

Im Jahre 1970 (14) machte sich die Deutsche Post zusammen mit der französischen Postverwaltung an die Umsetzung des „Europäischen Funkrufdienst“ und so bekam die Firma TeKaDe den Auftrag die Technik auf Postseite zu entwickeln. Am 23. April 1974 war es dann soweit: Der „EFuRD“ (Deutsche Post) startetete den Regelbetrieb. Das französische Pendant startete am 1. Dezember 1975 mit dem wesentlich klangvolleren Namen „Eurosignal“.

Die Funktion ist schnell erklärt:

Ein im Dauerbetrieb laufender Radiosender sendet auf Anforderung (Auftragsdienst, Telefonnummer) bestimmte Tonfolgen aus, auf die jeweils nur ein bestimmter Empfänger anspricht. Der Empfänger-Inhaber muss, nachdem ihm der Empfänger mit Piepton und Leuchtanzeige informiert, eine vorher vereinbarte Nummer anrufen.

Das Ganze ist nur etwas komplizierter als ein UKW- Radioempfänger und spielte sich bei der Anschaffung (1975) in der Preisregion 1500.- DM ab, also ungefähr ein Zehntel eines B-Netz Telefons. Das man darüber hinaus den Standort des Angerufen nur sehr grob kennen musste, machte das System so erfolgreich (Deutschland war nur in die Bereiche Nord, Mitte und Süd geteilt).


Als ein Fehler erwies sich die Wahl der Modulation. Im Gegensatz zum UKW Radio mit Frequenzmodulation entschloss man sich zur Amplitudenmodulation („wegen der einfacheren Technik auf der Empfängerseite“). Leider führte das zu vielen Störungen bei Anwohnern in Nähe der Sendeanlagen und hätte beinahe zur Abschaltung des Dienstes geführt. Nur starke Bemühungen der Post und durchaus kreative Lösungen führten dann noch zum Erfolg.

Aber Eurosignal bedeutete ja europaweit, bis 1984 hieß das, man war gegen Aufpreis auch in Frankreich erreichbar, ab dem 1.September 1985 kam die Schweiz hinzu (Karte).


Die Schweizer waren bei dem Ruf-Systemen Vorreiter gewesen. Der „Schweizer Autoruf“ war Mitte der 60er Jahre eine echte Attraktion. Trotzdem war es vernünftig von den Schweizern auf den europäischen Zug aufzuspringen.

Ende der 1990er war das System unattraktiv geworden, lokale Dienste wie Cityruf und Scall hatten dem System preislich zugesetzt und die D-Netz- Telefone mit ihrem „weltweiten“ Roaming und SMS machten Eurosignal natürlich sinnlos. In Frankreich und der Schweiz wurde das Netz zum 1.1.1998 abgeschaltet, die Telekom beendete den Betrieb zum 31.3.1998.